Erste Zwischenbilanz zum neuen Firm-Konzept in Ahaus
Jugendliche sind connected – Eltern sind irritiert
Es war ein durchwachsener Start für das connected-Projekt in Ahaus. Die drei Auftaktveranstaltungen im Mai waren sehr gut besucht. „Kein Wunder, schließlich gab‘s kostenlose Pizza“, sagt Katharina Söbbing lachend. „Wir haben im Austausch mit den Jugendlichen aber auch gemerkt, dass es bei vielen ein großes Interesse an unseren Themen gibt.“
Söbbing ist Gründungsmitglied vom connected-Projekt, das seit Anfang Mai 2023 das Rahmenprogramm bildet für die Firmung in den drei katholischen Pfarreien in Ahaus. Über das Jahr verteilt werden hier unterschiedliche Aktionen für alle Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren angeboten. „Jede Aktion lädt dazu ein, sich mit seinem Glauben und seinem Leben zu befassen“, erklärt Pastoralreferentin Vera Naber. „Bei einigen Veranstaltungen sehr offen, bei anderen stecken mehr Anleitung dahinter.“ So könne sich jeder das aussuchen, was für ihn passt.
Doch nach der Anfangseuphorie kam der Dämpfer, erinnert sich Christoph Söbbing: „Ausgerechnet die erste Aktion mussten wir absagen.“ Im Hochseilgarten fehlte es zum geplanten Termin an Personal. Zudem gab es für die folgenden Aktionen noch nicht die erhoffte Anzahl an Anmeldungen.
„Ich habe mich zwischendurch schon gefragt, ob der Übergang von der klassischen Firmkatechese zu connected nicht doch zu hart war“, gibt Martin Schmitz zu. Die gesamte Kommunikation und auch die Anmeldung zu den Aktionen laufe bei connected online über Social Media und Website. „Den klassischen Terminzettel wird es nicht mehr geben. Abgesehen vom Umweltaspekt ist unser Programm dafür auch viel zu dynamisch.“
Außerdem sei es in den Pfarreien bisher üblich gewesen, dass es im Rahmen der Firmvorbereitung verpflichtende Projekte oder auch Gruppenstunden gab. „Da hattest du dann ganz ‚automatisch‘ genug Teilnehmer für deine Projekte“, sagt Schmitz. „Wir haben uns aber ganz bewusst dazu entschieden, das Rahmenprogramm komplett freiwillig anzubieten.“ Lediglich ein „Abend der Entscheidung“ mit Anmeldung zur Firmung und ein Übetermin im Vorfeld sind verpflichtende Termine für Jugendliche, die sich firmen lassen möchten.
„Wir haben in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass verpflichtende Aktionen nicht zielführend, ja sogar kontraproduktiv sind“, weiß Markus Herwing. Häufig hätten die Teamer beobachtet, wie unmotivierte Jugendliche den Ablauf von Aktionen gestört und anderen Jugendlichen die Chance auf ein nachhaltiges Erlebnis genommen hätten. „Das ist gegenüber den wirklich interessierten Jugendlichen nicht fair“, findet Herwing. „Auch für uns Teamer war das immer eine sehr große Belastung und Enttäuschung. Das hat bei manch einem auch zum Rückzug aus dem Team geführt.“
Die Freiwilligkeit des Konzepts irritiert allerdings einige Eltern, weiß Pastor Heinrich Hagedorn zu berichten: „Wir Hauptamtlichen bekommen vermehrt Anfragen, ob es denn gar keine Firmvorbereitung mehr gebe.“ Er habe großes Verständnis für die Anfragen, „schließlich haben die Eltern in der Taufe zugesagt, ihr Kind im katholischen Glauben zu erziehen“. Allerdings gehe es bei der Firmung um die eigene Gewissensentscheidung der Jugendlichen. „Wir als katholische Kirche trauen jedem Jugendlichen zu, der sich vor den Bischof stellt, um sich firmen zu lassen, dass er diesen Schritt aus freien Stücken geht.“ Dann sei es den Jugendlichen auch zuzutrauen, dass sie sich freiwillig für oder gegen eine Begleitung entscheiden. „Angebote, sich mit dem Glauben zu befassen, bieten wir mit connected auf jeden Fall genug“, ist sich Hagedorn sicher.
Aus Sicht des Katecheten-Teams geht die Idee der Freiwilligkeit voll auf. Nach den Startschwierigkeiten waren die nächsten beiden Aktionen gut besucht. „Die Jugendlichen waren richtig interessiert und motiviert“, berichtet Imke Gerick, die die Aktion „Feuerpause“ vorbereitet hat. „Sie haben sich voll auf unsere Impulse eingelassen. Und die Teilnehmenden kamen auch untereinander in den Austausch – genau so haben wir uns das gewünscht.“ Schmunzelnd erinnert sie sich an den offenen Ausklang der Aktion am Lagerfeuer: „Teilweise hatte ich das Gefühl, die wollten gar nicht mehr weg.“
Positiv erinnert sich auch Matthias Terstriep an die Aktion „Gott im Kino“. Die Aktion gab es in Ahaus schon zu Zeiten der verpflichtenden Angebote. Die Teilnehmerzahl sei in den Vorjahren rund dreimal so hoch gewesen, „die Gespräche waren dieses Mal aber viel intensiver“, sagt Terstriep. „Aufgefallen ist auch, dass sich wirklich alle in die Diskussion eingebracht haben. Niemand hat sich rausgezogen oder berieseln lassen.“
Diese Erlebnisse bestärken das Team, am neuen Konzept festzuhalten. „Wir fangen ja gerade erst an, sind etwa in der Mitte des ersten Durchlaufs“, gibt Katharina Söbbing zu bedenken. „Wir sind uns sicher, dass sich unsere Idee, auch Jugendliche außerhalb des Firmalters zu erreichen, nach und nach durchsetzt.“
Mit dem wachsenden Zuspruch der Teilnehmenden hofft das Team auch auf weitere Unterstützung in der Organisation und Vorbereitung. „Wir haben eine super Gemeinschaft“, freut sich Christoph Söbbing. „Allerdings sind unsere Kapazitäten begrenzt. Daher laden wir jeden ein, der Lust hat, sich einzubringen.“ Dabei sei egal, ob das Engagement nur für eine Aktion oder für einen längeren Zeitraum gelte. „Je mehr Menschen sich einbringen, umso größer kann das Erlebnis für die Jugendlichen werden“, ist er sich sicher.